Herzlich Willkommen bei der
Karate-Abteilung PSV Stuttgart e.V.
Aktuelles:
Wir haben unseren E-Mail Account gelöscht und sind nach wie vor telefonisch oder über den Hauptverein erreichbar: www.psv-stuttgart.de
Info:
Die aktuellen Pandemieregelungen erlauben es uns leider nicht mehr unser gemeinsames Karatetraining durchzuführen. Dies gilt erst einmal bis Ende Januar 2021.
Sobald ein gemeinsames Training wieder möglich sein wird, informieren wir Euch über die gewohnten Kanäle. Lasst Euch nicht unterkriegen und trainiert fleissig alleine in Eurem Wohnzimmer!
Karate
„Shori ni chikamichi nashi!“ Der Weg zum Erfolg kennt keine Abkürzung (Tanaka, Masahiko)
Über den tieferen Sinn
Auf Grund eines Beitrags – bestünde er auch aus 10.000 Worten – diesen restlos erfassen zu wollen,
wäre vergleichbar dem Versuch, vom Betrachten des Bildes eines Reissacks satt zu werden.
Dem wahren Kern von Karate kann man sich nur durch fortwährendes jahrelanges Praktizieren nähern.
Es ist gleichgültig, aus welchem Grund man einst mit dem Training begonnen hat. Wichtig ist nur, dass
dieser - auch in schweren Zeiten – stets zum weiter trainieren motivieren kann.
Die Verleihung des „Schwarzen Gürtels“ bedeutet nicht die Geburt eines „großen Meisters“, sondern
fordert dessen Träger nur auf, sich als Suchender auf den Weg zu begeben. Einzelne Techniken
erlernen ist nicht mit dem Vordringen zum Kern von Karate zu verwechseln. Karate muss in seiner
ganzen Vielschichtigkeit – technisch, physisch, mental – zum zweiten Ich werden, zur „natürlichen
Haltung“. So wie niemand über das „Wie“ des Gehens bei jedem Schritt nachdenkt, darf sich auch
der fortgeschrittene Karateka keine Gedanken über die „richtige Techniken“ machen. In diesem
Stadium erlangt man einen Zustand in dem man nicht mehr „Karate macht“ sondern „Karate etwas
aus einem gemacht hat“.
Dies zu entdecken ist eine lohnenswerte Aufgabe und gibt manchem für Jahrzehnte oder sogar ein
ganzes Leben einen erfüllten „Sinn“.
Über die Technik
Die meisten erlernen während ihrer Karate-„Karriere“ eine ganze Menge „Techniken“. Angriffs-
„Techniken“, Verteidigungs- „Techniken“, technische Bewegungsabläufe,... Kurzum: Irgendwann
schwirrt einem der Kopf und man verwechselt Technik mit dem Karate selbst.
Techniken sind aber – wenn korrekt erlernt – nur gute und brauchbare Werkzeuge für unter-
schiedliche Anwendungsfälle. So wie man mit einem Hammer nur schlecht Schrauben eindrehen
und mit Schraubendrehern keine Radmuttern bei einer Reifenpanne lösen kann, so ist auch im
Karate stets das tatsächliche situative Gesamtumfeld wichtig, in dem sich eine Technik als nutzlos
oder nutzbringend erweisen kann.
Training bedeutet also nicht nur die Vermittlung technischen Wissens, sondern eben auch Schulung
situativer Wahrnehmungsfähigkeit, Vorbereitung auf emotionale Eigenreaktionen (Umgang mit
Schmerz, unkontrollierte Aggression, „Adrenalinrausch“, Frust, Triumph..), Vermittlung korrekter
Einschätzung von gefährlichen und ungefährlichen Raumpositionen und vieles mehr.
Dies sollte immer bedacht werden.
Über die Ideale
Karate ist Kampfkunst und nicht Wellnessgymnastik mit hohem Kuschelfaktor. Dessen sollte man
sich stets bewusst sein. Wofür es sich lohnt zu kämpfen, mit welchem Einsatz und welchen Preis
man letztendlich zu zahlen bereit ist, ist keine technische Frage, sondern eine Frage des ethischen
Überbaus – was Karate im Übrigen von K1, Kickboxen und was sich heute sonst noch unter dem
Oberbegriff „Kampfkunst“ tummelt, unterscheidet.
„karate ni sente nashi“ = „Im Karate gibt es keinen 1. Angriff!“
„karate wa gi no tasuke“ = „Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit!“
Dies ist das ethische Grundgerüst in dem der Karateka lebt, wirkt und kämpft und an dem er sich
letztlich auch messen lassen muss.
Die ständige Beschäftigung mit diesen und einigen anderen ethisch-moralischen Grundsätzen des
Karate – übrigens auch im Alltag – wirkt im positiven Sinn charakterbildend und verhindert das
Abgleiten auf die Ebene des allzu billigen Egotrips.
Über den Kampf
Irgendwann muss sich der Karateka doch auch dem echten Kampf stellen. Egal ob im Dojo oder
draußen in der Welt. Erst dann merkt er, dass er bedauerlicherweise viel zu umfassend mit sich
selbst beschäftigt ist. Mit seinen Ängsten, seinen Emotionen, seiner Entwicklung von Strategien,
seinen Vorhersageversuchen über mögliche zukünftige Reaktionen seines Gegners, seinen …
Und er verliert.
Beim Training des Kampfes kommt es im Karate - wie in jeder echten Kampfkunst - darauf an,
seinen Geist zu „leeren“. Erst im Zustand der „Leere“ und „Absichtslosigkeit“ ist der Geist und
Körper wirklich frei, die erforderliche Reaktionen zu entfalten, die geeignet sind, den Kampf erfolgreich
zu beenden.
Dies kann nicht in der Theorie, nicht in Videos oder aus Büchern gelernt werden. Der einzige Weg
geht über die Überwindung der eigenen Ängste und dem sich Stellen einer tatsächlichen (Übungs-)
Kampfsituation.
Und das immer und immer wieder.
Über das Leben
So tritt man also hinaus aus dem Dojo ins „wahre Leben“. Und überlegt sich, wie man sein erworbenes
Wissen im Alltag anwendet. Und wählt (hoffentlich!) den Weg der Bescheidenheit und Aufrichtigkeit,
ist höflich und wird zum Helfer der Gerechtigkeit...Und merkt, dass man noch eine ganze Menge an
sich arbeiten muss … und geht zurück ins Dojo, arbeitet weiter an seiner Vervollkommnung … und
geht wieder hinaus ...
Das ist der Weg! DO! Es lohnt sich ihn zu beschreiten! Der längste Weg beginnt mit dem 1. Schritt!
Doch lassen wir zum Schluss nochmals unseren Karatestilgründer zu Wort kommen:
„Karate Do ist eine noble Kampfkunst, und jene, die stolz darauf sind, Bretter zu zerbrechen oder
Ziegel zu zerschlagen, oder damit angeben, außergewöhnliche Taten zu vollbringen, wie Fleisch in
Streifen zu reißen oder Rippen herauszureißen, verstehen in Wirklichkeit nichts von Karate.
Sie spielen herum in den Blättern und Zweigen eines großen Baumes ohne die kleinste Vorstellung
vom Baumstamm.“
(Funakoshi, Gichin)